Neben Antonio Rosetti und Josef Reicha wirkten am Wallersteiner Hofe des Fürsten Kraft Ernst zu Öttingen-Wallerstein um 1780/90 weitere begabte, heute aber leider kaum beachtete Musiker. Zu diesen zählt auch der als Cellist an diesem Hof angestellte Paul Wineberger.
Er wurde am 7.10.1758 in Mergentheim geboren und studierte bei Joseph "Abbé" Vogler und Ignaz Holzbauer in Mannheim Musiktheorie und Komposition. Wineberger erlernte zunächst die Violine, wechselte später jedoch zum Cello und vertrat im Mannheimer Orchester als Substitut Franz Danzi.
1780 wechselte er nach Wallerstein. 1783 schlug er an Angebot des Herzogs Friedrich von Mecklenburg-Schwerin aus, nach Ludwigslust zu wechseln.(1789 wechselte dorthin Rosetti). 1785 wurde er Kapellmeister und "Leiter der fürstlichen Jagd- und Tafelmusik".1798 verließ Wineberger den Wallersteiner Hof und zog nach Hamburg. Dort ist er als Cellist am franz. Theater und am Theater am Gänsemarkt belegt. Ebenso arbeitete er als Pädagoge (zu seinen Schülern gehörte der Pianist Johann Heinrich Clasing [1779 - 1829]). Am 8.2.1821 verstarb in Hamburg Paul Wineberger.
Als Komponist schuf er die ganze Bandbreite der damaligen benötigten Hofmusik, dazu gehören Sinfonien, geistliche Musik, Solokonzerte und Bläserparthias.
Seine Bläserparthias, besonders die mit einer Besetzung von 3 oder 4 Hörnern, sind Freiluftmusiken im wahrsten Sinne. Wineberger setzt dort reich die jagdlichen Themen ein und hat damit die Hofjagd um 1786 illustriert. Mit ihrer großen Besetzung von bis zu 4 Hörnern sind diese Parthias, auch im Vergleich mit der Musik dieser Zeit, ungewöhnlich groß besetzt.
Parthia Es-Dur (4°93) für Oboe, 2 Klarinetten, 2 Hörner und Fagott
Falsch aufgeführt im Rosetti-Werkverzeichnis unter B16 mit Antonio Rosetti als Autor:
Die hier erstmals vorgelegte Parthia entstand etwa um 1785 in Wallerstein. Das Manuskript mit der Signatur HR III 4 1/2 4°93 wird heute in der Sammlung Öttingen-Wallerstein in der Universitätsbibliothek Augsburg aufbewahrt. Das Werk existiert in weiteren Abschriften in der Sammlung Donaueschingen, als Sextett unter der Sig. Mus.ms. 1675 und als Oktettfassung unter Mus.ms. 1679/4.
Die beiden Fassungen wurden ohne Angabe eines Autors übermittelt und später fälschlicherweise Antonio Rosetti zugeschrieben. Sterling Murray übernahm diesen Fehler und ordnete dieses Werk im Rosetti-Werkverzeichnis (RWV) unter der Nummer B16 ein, erwähnte jedoch nicht die originale Wallersteiner Quelle mit Winebergers Namen. Eine weitere Kopie befindet sich unter der Sig. VIII 8538/I in der Bibliothek der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Sie basiert auf der Donaueschinger Abschrift, auch hier wird lediglich der Name Rosetti vermerkt, und die beiden Klarinetten werden durch zwei Englischhörner ersetzt.