- Erstdruck -
Franz Anton Hoffmeister wurde 1754 in Rottenburg am Neckar geboren. Als achtes von insgesamt elf Kindern seines Vaters Martin Hoffmeister und dessen Ehefrau Regina geborene Nadler, wuchs Franz Anton bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr in Rottenburg auf. Sein Urgroßvater Sebastian Hoffmeister war um das Jahr 1648 Bürgermeister der Stadt. Franz Anton Hoffmeister ging im Jahre 1768 nach Wien, zunächst um Jura zu studieren, wandte sich dann aber der Musik zu.
In der Folgezeit sollte Hoffmeister zu einem namhaften Komponisten im Schattenwurf der „Großen" Mozart, Beethoven und Haydn, und zu einem wichtigen Verleger u.a. dieser Klassiker werden. Ludwig van Beethoven, dessen berühmte „Pathetique"- Klaviersonate op.13 Hoffmeister als erster verlegte, nannte ihn einmal einen „Bruder in der Tonkunst". Sein persönlicher Freund Wolfgang Amadeus Mozart, dessen Klavierquartett KV 478 zuerst bei ihm verlegt wurde, schätzte ihn sehr, bettelte Hoffmeister immer mal wieder um Geld an und widmete ihm gar ein „Hoffmeister-Quartett" KV 499. Joseph Haydn, von dem er ebenfalls Kammermusiken verlegte, durfte sich von Hoffmeister in einem Brief an dessen Kompagnon gar einen „geizigen Caracter" nennen lassen... Um die Jahrhundertwende war Hoffmeister Mitbegründer eines Musikverlages in Leipzig, aus dem nach dem Tode seines Kompagnons A. Kühnel der noch heute berühmte Verlag C.F.Peters hervorging. Hoffmeister war als Komponist sehr produktiv: er komponierte fast siebzig Sinfonien, viele Serenaden, einige Konzerte und unzählige Kammermusiken in allen denkbaren und manch ausgefallenen Besetzungen, sowie einige weltliche und geistliche Vokalkompositionen, darunter die in seiner Zeit bekannte Oper „Der Königssohn von Ithaka" mit dem Text von Emanuel Schikaneder. Sein Schaffen umfaßt mehrere hundert Werke, die noch nicht zu einem Werkverzeichnis zusammengefaßt wurden, das als vollständig bezeichnet werden könnte. Das bekannte Konzert für Viola und Orchester in D-Dur ist Pflichtstück für alle Bratscher, die heutigentags um die Aufnahme in ein Berufsorchester vorspielen möchten. Neben der Viola ist die Musik Hoffmeisters heute auch im Standardrepertoire bei Flötisten und Klarinettisten und bei vielerlei Besetzungen im Bereich der Kammermusik. Franz Anton Hoffmeister konnte und wollte sich auch nicht Takt um Takt abringen, um vielleicht etwas Großes für seine Nachwelt zu hinterlassen. Er schrieb mit leichter Feder für das Jetzt und Heute, und versuchte den Geschmack des Publikums zu treffen. Insgesamt ist Franz Anton Hoffmeister als einer der bemerkenswertesten, geschicktesten und produktivsten Komponisten gehobener, kunstvoller Unterhaltungsmusik seiner Zeit zu sehen. Franz Anton Hoffmeister starb 1812 in Wien.
Franz Anton Hoffmeisters musikalische Werke sind bis zum heutigen Tag weit verstreut und leider nur sehr unvollständig und ohne eine Gesamtverzeichnis seiner Werke erschlossen. Zu seinem umfangreichen Schaffen als Komponist gesellte sich seine ebenso bedeutende Tätigkeit als Musikverleger, er war für W.A. Mozart ein wichtiger Partner und der noch heute existente Verlag C.F. Peters hat seinen Anfang bei Franz Anton Hoffmeister.
Die Anzahl der Werke Hoffmeisters mit solistischem Horn ist aus genannten Gründen nicht genau zu beziffern. Seine beiden Konzerte für 2 Hörner und Orchester (Erstedition als ROM 27 und ROM 28) sind um 1792 in Wien entstanden. Laut Titel wurden diese beiden Konzerte für die Wallersteiner Hornisten Nagel und Zwierzina geschaffen und eines der Konzerte zitiert Mozarts Hornkonzert KV 495 einige Male.
Neben mehreren Quintetten für Horn und Streichquartett findet sich in Hoffmeisters Oeuvre ein Konzert für 3 Hörner, welches 1780 von den Hornisten Steinmüller (diese waren unter Haydn in Esterhazy angestellt) musiziert worden war. 1801 erklang es in Leipzig und Magdeburg. Leider verbrannte 1944 die einzig bis jetzt bekannte Abschrift dieses Konzert bei einem Bombenangriff in Darmstadt. Auffinden konnte man nur noch eine Abschrift des Mittelsatzes, der unter der Nummer ROM 35erstmals verlegt wurde.
Ein weiteres Konzert in E-Dur für Horn und Orchester fand sich in der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin und wurde unter der Verlagsnummer ROM 150 in der Robert Ostermeyer Musikedition erstmals veröffentlicht. Im Supplement-Band XV für die Jahre 1782,1783 & 1784 des Leipziger Musikverlages Breitkopf gibt es folgenden Eintrag über ein Konzert in D-Dur, welches Breitkopf als Manuskript-Abschrift anbot:
Breitkopf 1783
Der Herausgeber hat eine Abschrift dieses Konzertes aufgefunden.
Der Tonumfang des Konzertes ist einer der größten, die dem Herausgeber bei einem Hornkonzert dieser Epoche bekannt ist. In Takt 75 des 1. Satzes wird das Horn bis zum klingenden Fis'' geführt. Im Takt 171 - 173 des 1. Satz notiert Hoffmeister sogenannte "Faultöne". Dies sind Töne im Bassbereich, welche auf der normalen Tonskala des Naturhorns nicht vorhanden sind, jedoch durch versierte Solisten durch Absenken vom tiefen Grundton dennoch (mit tonlichen Einschränkungen) dargestellt werden können. Der Einsatz dieser Töne ist jedoch sehr selten in der damaligen Sololiteratur (z.B. in ROM 009 Joh. And. Amon 1. Quintett F-Dur - Horn 1.Satz Takt 119-120).
Um die Spielbarkeit dieses Werkes zu erweitern, wurde die Hornstimme sowohl in D als auch in F editiert und es finden sich in sehr hohen Passagen eingetragene Erleichterungen.
Dass Hoffmeisters Konzert für Horn populär war, ist in zahlreichen Aufführungen belegt. Am 15.4.1782 erklang das Konzert beispielsweise im Societaets-Theater in Leipzig durch den Hornisten Hummel. Vielleicht war dies sogar die Uraufführung. In Leipzig folgten weitere Aufführungen 1799 und 1808 (nachzulesen unter www.french-horn.net ).